Waldquelle
Leśny zdrój – Waldquelle hieß die Limonade, die mein Großvater herstellte. Die Fuhrwerke, die die kleinen Flaschen zu den Läden und Gastwirtschaften brachten, wurden von Kaltblütern gezogen, die er selbst züchtete. Manchmal durfte mein Vater mit auf dem Kutschbock sitzen. Er war fünfzehn Jahre alt, sein Vater 35, als die deutsche Wehrmacht in seiner Heimatstadt Lódż einmarschierte.
Fast vier Jahre lang konnten er, sein Vater, seine Mutter und sein Bruder sich bei einem Bauern verstecken. Dann wurden sie verraten.
Mein Großvater wurde nach Auschwitz deportiert. Am 16. Januar 1945 griffen Flugzeuge der Roten Armee das Lager an. Das hätte die Befreiung sein können. 31 894 Menschen wurden an diesem Tag beim Lagerappell gezählt.
Aber die SS-Männer, die das Lager bewachten, hatten auch angesichts ihrer endgültigen Niederlage nichts Dringenderes zu tun, als die meisten ihrer noch lebenden Opfer abermals zu verschleppen.
Mein Großvater wurde am 17. Januar 1945 in Colditz, einem Außenlager von Buchenwald, eingeliefert. Da verliert sich seine Spur.
Als Auschwitz am 27. Januar 1945 schließlich befreit wurde, waren noch etwa 8000 Menschen am Leben.