Ein Roman über das Schweigen nach der Shoah, und eine Geschichte darüber, was nötig ist, um es zu überwinden. Auch eine Liebesgeschichte.
Es stimmt nicht, dass die Dinge und die Menschen dieselben bleiben, wenn man sie in einer anderen Sprache benennt. In Wirklichkeit sind es ganz andere Dinge und ganz andere Menschen, ›jagody‹ zum Beispiel schmecken völlig anders als Blaubeeren. Blaubeeren können mal besser, mal schlechter schmecken. Sie können groß oder klein sein, prall oder verschrumpelt. ›Jagody‹ sind groß und saftig, sie füllen den ganzen Mund mit Süße, den Hals, den Bauch. Über ihnen ragt der unendliche Wald und es riecht nach der Creme meiner Oma. Der Unterschied ist, dass ich ›jagody‹ aß, als ich Agnieszka hieß und ein kleines polnisches Mädchen war, das seine Sprache lernt. Mit ›tapussim‹ ist es etwas Anderes. Niemand kann bestreiten, dass ›tapussim‹ anders schmecken als Orangen. Sie sind viel saftiger und die Mundwinkel brennen, so kräftig sind sie. Sie wachsen bei meiner Großtante im Garten. Ich hieß Ilana, als ich sie aß.