Dorothee Krings, „Rheinische Post“ vom 24.02.2020

Aga

Agnieszka Lessmann hat mit ihrem Debütroman „Aga“ ein vielschichtiges und vielstimmiges Werk vorgelegt. In der Genauigkeit, mit der sie die Sätze komponiert, erkennt man die Lyrikerin, in den genauen Dialogen die Hörspielautorin mit ihrem feinen Gespür für Wortwitz und Dramaturgie. Denn das ist dieses Buch auch: spannend, humorvoll und leicht. …

Kunst lebt von (in?) seinem Gegenüber. Allein deswegen ist die in unserer Zeit so gleichsam überstrapazierte wie oft genug fehlinterpretierte Kategorie „autofiktional“ für diesen Roman obsolet, auch wenn Agnieszka Lessmann ihre Ich-Erzählerin von ihrer Familiengeschichte sprechen lässt. Wir müssen uns nicht auf die Suche nach der „wahren Geschichte“ machen. Wir brauchen keinen Abgleich. Denn diese Geschichte spielt in uns, in jedem/jeder einzelnen von uns. Wenn wir den Mut haben, Fragen zu stellen, und die Geduld, die ganze Geschichte zu erfahren. Schweigen ist zeitlos.
 
Agnieszka Lessmann ringt nicht nur nach Worten, nach einer Sprache. Sie hat mit „Aga“ einen Roman … vorgelegt, der in unsere Zeit gehört, gerade weil er vom Schweigen (und vom Sprechen) handelt. Ein Schweigen, das uns ganz neu umgibt, ein Schweigen, das besonders dröhnend wird, seit wir wieder damit begonnen haben, auf allen Kanälen aufeinander einzubrüllen.“

Anke Glasmacher im Signaturen-Magazin 

Erinnerung erscheint hier nicht als kohärente Chronik, sondern als Flickarbeit. Das Erzählen selbst übernimmt die Methode des Erinnerns: Es tastet sich an Bruchstücke heran, fügt sie probeweise zusammen und lässt doch sichtbar, wo die Nähte verlaufen. Das macht den Roman so stark – er verschleift nicht, er belässt die Zerrissenheit. …

Lessmanns Sprache ist einfach, fast lakonisch, und gerade darin von schneidender Präzision. Sie verzichtet auf Pathos und aufklärerische Erklärung, sie belässt den Dingen ihre Fremdheit….

Lessmanns Roman steht in der Tradition der zweiten Generation nach der Shoah. Autoren wie Katja Petrowskaja (Vielleicht Esther) oder Barbara Honigmann haben ähnliche Themen verhandelt: das Suchen nach den Lücken in der Familiengeschichte, das Weiterleben mit dem Unsagbaren. Doch Aga unterscheidet sich durch zwei Besonderheiten: durch die durchgehaltene Perspektive des Kindes und durch die Verbindung von Shoah-Erbe und Migrationserfahrung nach 1968….

Damit trifft der Roman auch die Debatten der Gegenwart: Wie erinnern wir, wenn das Schweigen das dominierende Erbe ist? Und wie verändert Migration die Erinnerungskultur? …

So wird das Kind selbst zur Allegorie: für die Menschlichkeit, die bleibt, obwohl sie fast ausgelöscht wurde; für das Vertrauen, das immer wieder neu geboren wird; für die Unschuld, die überlebt, indem sie die Welt noch einmal ganz neu sehen darf. Aga ist deshalb kein erklärender Roman über die Shoah, sondern ein leiser, unbestechlicher Text über das, was uns Menschen trotz allem ausmacht.

Ute Pappelbaum im Lesering

Fluchtzustand

„Die Kölner Autorin Agnieszka Lessmann kann in einem Gedicht leicht und anschaulich vom Meer erzählen, vom Wind, Licht, Sand, der alles zudeckt. Und im nächsten Text von der Verlorenheit des Menschen, der unterwegs ist (…) Da bemerkt man auf einmal, dass sie miteinander sprechen, die Gedichte, die im Band „Fluchtzustand“ versammelt sind. (…) Schon in ihren Hörstücken ist ihre Sprache dicht, intensiv, bildreich – so wie nun auch ihre Gedichte.“

Dorothee Krings, „Rheinische Post“ vom 24.02.2020

„Mithin geht ein tiefer Riss durch Welt und Sprache. Jäh werden in den Poemen Lessmanns immer wieder Sätze durch unvorhersehbare Einschübe unterbrochen – ganz so, als würden Bomben in die Verse stürzen. Was alle Gedichte, ob die politischen oder jene über die Küstenlandschaft, eint, ist der Blick des Beobachters, der uns vereinnahmt, beseelt oder bisweilen tief schockiert.“

„Diese Gedichte sind poetische Bohrkerne aus dem Erinnerungsgebiet, „eingesammelte Lebenszeit“, aus Träumen und Verlusterfahrungen, Ängsten und Sinneseindrücken. So macht Agnieszka Lessmann deutlich, dass der „Fluchtzustand“ eine überhistorische Erfahrung darstellt und als Herausforderung stetig präsent bleibt.“

„Für die vielen Facetten dessen, was Heimatverlust bedeutet, was die Unsicherheit des Ankommens in einer fremden Welt heißt, wie der Bruch zwischen Vergangenheit und ungewisser Zukunft vonstatten geht, für diese Facetten findet und nutzt Lessmann in ihrem ersten Gedichtband verschiedene Formen: Mal in kürzester Verdichtung wie in „Mutter Sprache“, mal in fast balladenhafter Langform, mal lautmalerisch, mal direkt und mitten ins Mark.

Und mit Bildern, die sich einprägen.“

Birgit Boellinger, Im Lyrikraum, 09.02.2020

Einstiegskurs

„Es wäre schön, wenn dieses lehrreiche, aber nicht belehrende Hörspiel Eingang in die eine oder andere Schulklasse finden könnte. Dort ließe sich anschließend sicher lange diskutieren, was Flucht, Asyl und Heimatlosigkeit bedeuten und wie wir alle uns diesem Thema stellen müssen. Die Autorin gibt ganz ohne erhobenen Zeigefinger Hinweise für die Beschäftigung mit einer Frage, in die wir alle eingebunden sind. Agnieszka Lessmann, wie nicht anders zu erwarten, verweigert sich allen Stammtischparolen und sucht nach Bildern, in denen auch im Leid der Mensch zum Menschen spricht.“

Christian Hörburger, „Medienkorrespondenz“ vom 07.09.2018

„Schon im kühnen Hörspiel „Mörder“ hat sich Agnieszka Lessmann mit Emigration befasst, indem sie mit ganz anderer Gewichtung ihre persönliche Fluchtgeschichte aufrollte. Diesmal, in „Einstiegskurs“, entwickelt die Autorin nun aus Sprachbarrieren und Spracherwerb bewusst ein genuin akustisches Drama, das die Regisseurin Felicitas Ott klangfarbenreich realisiert.(…) Agnieszka Lessmann hat hier die Fluchtgeschichten so prägnant verknappt und perspektiviert, dass sie weiterwirken und nachgehen können.“

Eva-Maria Lenz, „epd medien“, 31.08.2018

„Ein wundervolles Hörspiel, das einen Appell gegen die Kultivierung misanthropischer Gedanken setzt.“

Rafik Will im Deutschlandfunk („Hörspielmagazin“ vom 31.07.2018)

Monolog einer hässlichen Frau

„Es handelt sich dabei, wie schon der Titel verrät, um einen Hörspielmonolog, allerdings um einen ungewöhnlich innovativen.“

Rafik Will, Medienkorrespondenz

Mörder

Autorin Agnieszka Lessmann erzählt hier meisterhaft und unmittelbar die Geschichte eines kleinen Mädchens, das sich als Tochter eines jüdischen Polen in Deutschland wiederfindet und auf ihre eigene Art und Weise nach Orientierung sucht.

Dabei bleibt die Autorin ganz nah an ihrer kleinen Heldin und berührt mit ihrer Darstellung kindlicher Denkweisen, als sich Aga trotz ihrer Ängste der Gefahr in der Fremde stellt. So erklärt sie nicht nur kongenial die Wirkung historischer Umwälzungen auf das noch junge Gemüt – sie arbeitet auch ganz nebenbei polnische und deutsche Geschichte auf.

Die Frage danach, wo und wer die deutschen Mörder sind, ist dabei auch aus gesellschaftlicher Hinsicht von besonderem Interesse. Schließlich ging das Schweigen über den Holocaust trotz der Frankfurter Auschwitz-Prozesse in den 60er Jahren im Privaten weiter – und hält oftmals selbst bis heute noch an. Genauso wie im Hörspiel „Mörder“, in dem sowohl die Eltern als auch die in der Umgebung lebenden Deutschen und Amerikaner einen dicken Mantel der Verdrängung über ihre Schicksale und den eigenen Schmerz legen. Als Kollateralschaden überlassen sie ihren Kindern eine Welt, die so unverständlich wie feindlich auf sie wirkt. Das verleiht dem Werk eine enorme Tragweite und macht es zu einem Highlight“

Vincent Fischer, KStA, 11.07.2019

„Eine mitreißende Neuentdeckung“

Eva-Maria Lenz, FAZ, 14.06.2012

Cobains Asche

„Reflexionen und Spielszenen in schnellem Wechsel … energiegeladene Momente, die sich mit hartem Schnittrhythmus und sparsam, aber wirkungsvoll eingesetzten „Nirvana“-Songs zu einem gelungenen Doppelporträt fügen.“

Frank Kaspar, FAZ, 25.03.2004

„Agnieszka Lessmann hat ein zur Person Kurt Cobain kongeniales Hörspiel geschaffen: poesievoll und radikal“

Emmanuel van Stein, KStA,  25.03.2004

Biologie des Gedichts

„Diese bemerkenswerte Anthologie hat sich das Ziel gesetzt, die Regionalsprachen Spaniens in den Fokus zu stellen – und damit auch die jeweiligen poetischen Traditionen.“

Matthias Ehlers, WDR, 7.7.2023

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