Agnieszka Lessmann
über mich
Bevor ich fünf Jahre alt wurde, habe ich mit meinen Eltern bereits zwei Mal den Kontinent gewechselt. Das prägt. Insbesondere, weil zumindest der erste dieser großen Umzüge nicht freiwillig stattfand, sondern aufgrund einer antisemitischen Kampagne der damaligen polnischen Regierung.
Ich lebe seit meinem vierten Lebensjahr in Deutschland, und die deutsche Sprache ist mir die Vertrauteste von allen. Insofern empfinde ich mich als deutsch. Meine Vorfahren kamen aus Deutschland und Frankreich nach Polen. Bin ich also zugewandert oder zurückgekehrt? Ich kann mit Nationalitäten nicht viel anfangen. Dass eine Landschaft, eine Stadt, eine Sprache, eine gemeinsame Geschichte, Kunstwerke und Traditionen Menschen prägen, ist selbstverständlich. Was aber soll das sein: eine Nation?
So wenig wie große Begriffe mag ich Zuschreibungen – ob sie nun Nationalitäten, Herkünfte, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Glauben, Aussehen oder sonstwas betreffen. Ein Mensch ist ein Mensch, und entweder er handelt zum Wohl seiner Mitmenschen und seiner Umwelt oder nicht. Das allein zählt.
Vorurteile und was sie bewirken sind denn auch immer wieder Thema meiner Texte, so etwa auch in dem Hörspiel „Cobains Asche„. Von Flucht und Ankommen handelt der Lyrikband „Fluchtzustand„, sowie das Hörspiel „Einstiegskurs„.